SAINT-LOUIS (F). Das weiß nicht jedes Kind: Die erste industrielle Fischaufzucht der Welt lag am Rhein. In den Rheinauen zwischen Saint-Louis, Rosenau und Village Neuf, wo heute das Elsässer Naturschutzgebiet Petite Camargue liegt, wurde der Betrieb 1852 auf Weisung von oben gegründet.
Nicht nur die historischen Gebäude nutzen die Bewahrer des Schutzgebietes heute noch, sie führen auch die Fischzuchttradition weiter.
Tieferen Einblick erlaubt seit rund einem halben Jahr das dortige Lachsmuseum. Bis zu 700000 Lachse und Bachforellen werden in den historischen Zuchtstätten jährlich aus rund einer Million Eiern gezogen. Nach einer ersten Wachstumsphase werden sie im Rhein ausgesetzt, um von hier ihre Wanderung ins Meer zu beginnen. Nach spätestens fünf Jahren sollten die Fische dann zurückkehren, im Rhein laichen und nach und nach als Art wieder heimisch werden. Nur sehr wenige der Wanderer, zwischen 3 und 20 Prozent, können das allerdings schaffen. Das ist schon unter normalen Umständen so und angesichts der inzwischen zahlreichen Staustufen und Schleusen kaum besser zu erwarten.
Derzeit passen die Rheinlachse also noch sehr gut in ein Museum. Im letzten Jahr wurde es im Zentrum der Petite Camargue eröffnet und ergänzt heute die schon länger im Nachbargebäude bestehende Ausstellung zur Entwicklung des die Region bestimmenden Stromes. Die Lachse, aber auch andere Rheinfische, sind im neuen Museum nun In Aquarien in verschieden Entrwicklungsphasen zu sehen. Schautafeln beantworten Fragen über die Eigenarten des einst hier stark verbreiteten Speisefisches, der hier zu Lande lange als Salm bekannt war (und in Frankreich bis heute Saumon, in England Salmon heißt). Zu lernen gibt es vor allem für Kinder viel, etwa woran sich der Lachs bei seiner Wanderung orientiert, wann und wie oft er seine Farbe wechselt oder dass er, obwohl er lange Zeit im Meer lebt, zu den Süßwasserfischen zählt. Durchschnittlich 3 bis 4 Kilogramm Fanggewicht bringt der Fisch ausgewachsen auf die Waage und kann sogar bis über einen Meter lang werden.
Durch eine Glaswand öffnet sich der Blick aus der Ausstellung in die eigentliche Fischzucht mit zahllosen Bottichen und Jungfischen in verschiedenen Größen. Auch ein Modell der bis heute bestehenden historischen Bauten gibt es. Es lässt sich auf Knopfdruck beleuchten und anheben und gibt sein Inneres preis. Was auf den ersten Blick nach schindelverkleideten Schwarzwaldhäusern im Kolonialstil aussieht, entpuppt sich nämlich erst bei genauerem Hinsehen als die einst „Kaiserliche Fischzucht von Hüningen", das gilt sogar noch, wenn man schon mitten drin ist. Über feuchte Keller scheint man sich hier übrigens nie Gedanken gemacht zu haben, sie sind, das zeigt das Modell, schon als Bassins gebaut.
Info: Lachsmuseum in der Petite Camargue, in Saint-Louis nach der Palmrainbrücke rechts zum Ortsteil Neuweg, im Winter nur sonn- und feiertags von 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.