Bericht im Südkurier vom 14.05.2005

Schon Hemmingway war angefressen

Von Kunst und Technik des Fliegenfischens

Der Rheinfelder Dieter Weiler betreibt eine Fliegenfischer-Schule

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Vor allem auf die richtige Wurftechnik kommt es an. Instruktor Dieter Weiler (Mitte) lässt seine Schüler gerne am Rhein zwischen Herten und Wyhlen beim Freizeitgelände "Negerdörfle" üben. Fotos: Gerd Lustig 
 
Fliegenfischer können weder fliegen, noch fangen sie Fliegen und schon gar nicht angeln sie aus dem Flugzeug. Als Fliegenfischer bezeichnet man vielmehr jenen Angelkünstler, der eine der elegantesten Form des Fischens betreibt, nämlich das Fischen mit der fliegenden Schnur, an dessen Ende am Haken eine künstliche Fliege hängt, Fliegenfischen eben.

"Es ist die natürlichste und am weitesten an die Natur angelehnte Art des Fischens", sagt Dieter Weiler aus Rheinfelden. Und der 48-Jährige muss es wissen: Er ist nicht nur seit 21 Jahren im Vorstand beim Angelsportverein Rheinfelden, davon die letzten sechs als Vorsitzender, sondern seit zwei Jahren trägt er auch den ehrenvollen Titel "Flycasting Instructor", das heißt er hat erfolgreich die Prüfung zum zertifizierten Lehrer bei der Federation of Fly Fishers Europe abgelegt. Und mehr noch: Er betreibt in Rheinfelden auch eine Fliegenfischer-Schule. Offeriert werden Anfänger-, Fortgeschrittenen- und auch Privatkurse.

"Fliegenfischen ist eine Tätigkeit, die es einem Mann gestattet, in Würde und Frieden mit sich allein zu sein", sagte einst John Steinbeck zur Faszination des Fliegenfischens. Dem ist von Dieter Weilers Seite nichts hinzuzufügen. Er, seit seiner Kindheit ein angefressener Fischer, kam Anfang der 80er Jahre erstmals mit der Fliegenfischerei in Berührung. Und seitdem lässt sie ihn nicht mehr los.

"Es ist einfach die Königsdisziplin", weiß der 48-Jährige und er gesteht, dass er inzwischen nahezu ausschließlich auf die Fliege setzt, wenn er in Sachen Fischen unterwegs ist. Es ist für ihn ein natürliches, unverbrauchtes Fischen, weil man sich zuvor genauestens mit dem Schuppenwild und seinem Lebensraum auseinander setzen muss. Schließlich will der Fisch ja zum Nehmen der künstlichen Fliege überredet werden. "Dadurch lernt man die Natur mit anderen Augen zu sehen, ja man fängt an, sich als einen Teil des großen natürlichen Kreislaufs zu sein", gerät Weiler schnell ins Philosophieren. Und keine Frage: Nicht nur für ihn bedeutet Fliegenfischen eins sein mit der Natur.

Einst kam das Fliegenfischen aus England herübergeschwappt. Dort betrieben es vornehmlich Adelige und Könige. Gleichwohl, so weiß Dieter Weiler aus der Literatur, hat es auch schön Mönche im 11. Jahrhundert gegeben, die mit selbstgebastelten Fliegen auf die Fischjagd gingen, wie einige Funde dokumentierten. Etwas populärer wurde das Fliegenfischen dann Ende des Jahrhunderts, beispielsweise durch Charles Ritz oder auch Ernest Hemingway. Gerade Letzterer ist nach Kenntnissen Weilers ein total angefressener Fliegenfischer in der hiesigen Region in der Wutach gewesen, mit einer besonderen Vorliebe für Aeschen. Inzwischen ist Fliegenfischen natürlich in vielen Ländern der Welt populär und für Jedermann erlern- und machbar. Und wenn es noch eines besonderen Schubes bedurft hatte, dann war es der durch den Kinofilm "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" im Jahr 1992. Natürlich lag es nicht alleine an der Faszination des Fliegenfischens, sondern auch am fliegenfischenden Schauspieler Brad Pitt, dass so viele Menschen fasziniert wurden.

Wer erfolgreich Fliegenfischen will, braucht vor allem eine gute Wurftechnik. "Etwa zehn Prozent der Fischer fangen 90 Prozent der Fische", unterstreicht Weiler nachhaltig die Bedeutung des richtigen Wurfs als das A und O. Ob Rollwurf oder Switchtechnik, ob Überkopfwurf oder Doppelzugtechnik: Aller Anfang ist natürlich auch beim Fliegenfischen schwer.

"Präzises Werfen und noch eine sanfte Landung der Fliege hinbekommen, damit der Fisch die Täuschung nicht bemerkt", erklärt der Instruktor den simplen, aber übungsintensiven Trick der Fliegenfischerei. Und wenn sich nach einem Fliegenfischertag am Abend ob der unzähligen Würfe oder auch des Heranpirschens an die besten Stellen im Gewässer eine gewisse Müdigkeit einstellt, weiß man auch, dass Fliegenfischen schon ein wenig mit Sport zu tun hat. Doch auch Dieter Weiler, der noch immer sieben bis acht Stunden die Woche Wurfübungen trainiert, weiß nur zu gut und erinnert sich noch an die Anfänge: "Es ist schon ein besonderer Moment, wenn man den ersten Fisch mit der Fliege gefangen hat."

Ebenso wichtig ist natürlich auch die Fliege selbst. Das A und O hierbei ist, die künstlichen Fliegen so zu binden und nachzumachen, dass sie dem Muster in der Natur ziemlich ähnlich ist. Entscheidend ist die Silhouette. Der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. Von der Eintagsfliege über Larven und Käfer bis hin zum kleinen Futterfisch: alles ist machbar. Experte Weiler rät dabei zu einem guten Draht zum Jäger. Denn die besten Fliegen werden nicht nur aus synthetischen Fasern und Garnen gebaut, sondern in erster Linie aus Federn, Fell und Rehhaar. Hervorragend geeignet sind unter anderem ganz spezielle Entenfedern, und zwar jene rund um die Bürzeldrüse. Kein Wunder, dass sich deshalb auch eine Firma aus dem Schweizer Jura darauf spezialisiert hat und nahezu weltweit mit so genannten "CDC" (cul de canard = Entenfedern) erfolgreich agiert.

Fliegen und wie man sie bindet: Fürwahr, eine Kunst für sich. Dieter Weiler beherrscht sie.

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